Steigende Schülerzahlen: Spielplätze, Pausenräume und freie Flächen dringend benötigt
(Zürich / Glattbrugg)(PPS) Die Stadt Zürich muss 1,8 Milliarden Franken in Schulen investieren. Diskutiert wird dabei über Geschossflächen, Liegenschaften oder Schulräume. Was in der Debatte völlig untergeht: Die Planung von Spielplätzen, Pausenräumen und freien Flächen. Dabei sind die gemeinsam genutzten, freien Flächen von enormer Wichtigkeit für die Kinder und Jugendlichen.
«Gute Schulhäuser zeichnen sich nicht nur durch möglichst gute Gebäude, sondern gerade auch durch gute Pausen- und Aussenräume aus», sagt Andreas von Euw von BURRI public elements. «Die Einrichtung und das Angebot von Freiräumen sowie mehr Abwechslung spielen eine grosse Rolle und dürfen nicht vergessen werden.» Gerade wenn es wie jetzt schnell gehen muss, weil die wachsenden Schülerzahlen dringend untergebracht werden sollen, müsse der Raum um die Schulhäuser zwingend sorgfältig mitgeplant werden.
60-Stunden-Woche bei Kindern
Das ist nötiger denn je. Aktuelle Entwicklungen zeigen: Kinder spielen zu wenig draussen. Fehlendes Spiel und fehlende Bewegung an der frischen Luft schaden ihrer Entwicklung. Zudem bleiben Erholungsphasen vom Stress aus. Gemäss Experten haben viele Kinder heute aufgrund von Schule, Hausaufgaben, Lernen und Freizeitaktivitäten eine 60-Stunden-Woche. Im Schnitt spielten sie pro Tag noch eine halbe Stunde frei draussen. Gleichzeitig steigt in der Schweiz der Leistungsdruck aus Schule und Freizeitaktivitäten, wie die Weltgesundheitsorganisation festhält. Die Kinder- und Jugendorganisation Pro Juventute machte kürzlich darauf aufmerksam: 12% der Elfjährigen in der Schweiz klagen bereits über Kopfschmerzen, 15% über Niedergeschlagenheit und gar 27% der Elfjährigen haben Schlafprobleme.
«Den grössten Teil des Tages sind die Kinder in der Schule», sagt Andreas von Euw. Deshalb müsse nicht nur im Familienleben, sondern auch in der Schule darauf geachtet werden, dass Kinder den nötigen Platz, eine funktionale und hochwertige Einrichtung der Pausenräume und die nötige Zeit zum Spielen und Zusammensein haben.
«Bei der Planung neuer Schulhäuser und der Umnutzung des bestehenden Platzes, etwa durch Pavillons, ist daher entscheidend, dass Kinder neben den Schulzimmern auch freie Flächen erhalten, eingerichtet mit altersgerechter Infrastruktur, die zum Bewegen und zur sozialen Integration animiert», so von Euw. «Es kann nicht sein, dass bei der Planung der Fokus darauf liegt, die steigenden Schülerzahlen in Schulzimmern zu versorgen.» Das würde sich gemäss des Spezialisten für die Einrichtung öffentlicher Räume rächen: Ohne Platz zum Erholen, Spielen und den Austausch untereinander sind die Kinder in ihrer Entwicklung benachteiligt, können sich schlechter konzentrieren und weniger gut kooperativ sein.
Büroräume als Schulzimmer für Jugendliche?
«Unter anderem wird berichtet, dass Büroflächen angemietet werden sollen, um den Schulunterricht dort abzuhalten», sagt Andreas von Euw. «Ich bezweifle, dass diese Pläne sicherstellen, dass die Schülerinnen und Schüler genügend Platz an der frischen Luft haben, um sich auszutoben. Dabei sind solche Begegnungszonen auch für ältere Jugendliche erwiesenermassen essenziell.»
Denn auch Jugendliche in der Schweiz wünschen sich mehr Freiraum und brauchen ihren Platz und Freiräume im öffentlichen Raum. Das zeigen Studien wie etwa die der Jacobs Foundation. Dabei sind sie bereit, sich an Regeln zu halten und die Bedürfnisse aller Beteiligter zu respektieren. Will man, dass Jugendliche im öffentlichen Raum das Mit- und Nebeneinander in einer Gesellschaft üben dürfen, ihr Recht auf Pausen wahrnehmen und fit für den Schulalltag sein können, brauchen auch sie im Schulalltag gemeinsam genutzte, freie Räume. «Public Spaces are more important than buidlings: Öffentlich nutzbare Räume sind aus diesen Gründen wichtiger als die Gebäude», sagt von Euw. «Das gilt für die Architektur allgemein – und für jene von Schulen ganz besonders.»
Bild: Schulhaus mit Spielskulptur von moveART.)
BURRI public elements AG
Sägereistrasse 28
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