Rückblick auf die 10. SOK-Tagung – Manifest: Zurück an den Start
Rechtschreibung – Schlechtschreibung – Gerechtschreibung:
Wer darf der Sprache Vorschriften machen?
(Zürich)(PPS) Am Mittwoch, 23. Oktober 2024, hat im Zunfthaus zur Waag in Zürich die 10. Tagung der Schweizer Orthographischen Konferenz (SOK) stattgefunden. Die Veranstaltung vereinte zahlreiche Experten und Interessierte, die sich intensiv mit der Frage auseinandersetzten, wer über die Regeln der Sprache bestimmen darf. Aus Berlin reiste als Ehrengast Dr. Kathrin Kunkel-Razum, Leiterin der Dudenredaktion, an. Die Tagung war gut besucht und endete mit einem anregenden Apéro riche, bei dem die Diskussionen in geselligem Rahmen fortgeführt wurden.
Auf die Begrüssung durch Kopräsident Dr. Urs Breitenstein und Tagungsleiterin Gabriele Christ folgten Referate: In seiner «Geschichte des Alphabets in zehn Minuten» stellte Prof. Dr. Rudolf Wachter die Entstehung und Verbreitung der Alphabetschrift vor und beleuchtete deren Bedeutung als kulturelle Errungenschaft. Stefan Stirnemann, Philologe und Publizist, lieferte einen pointierten Beitrag, in dem er problematische Begriffe der Rechtschreibreform analysierte. Er zeigte auf, wie fehlerhafte Wörterbucheinträge den Weg der Reform prägten und prägen, und regte zum Nachdenken über die geschlechtergerechte Sprache an – ein Thema, das auch in der SOK diskutiert werden soll. Ein besonderes Highlight war der Beitrag des Schauspielers Robert Hunger-Bühler. Mit seiner eindrucksvollen Darbietung zeigte er die klangliche und emotionale Kraft der Sprache und zog die Zuhörer in ihren Bann.
In einer lebhaften Podiumsdiskussion unter der Leitung von Claudia Wirz, Sinologin und Journalistin, wurden die Tagungsthemen besprochen und geklärt. Auf dem Podium sprachen Dr. Kathrin Kunkel-Razum, Rudolf Wachter und Robert Hunger-Bühler. Die Arbeit und Entscheidungsfindung beim Duden wurde vorgestellt und debattiert sowie die sprachlichen, wirtschaftlichen und politischen Probleme der Rechtschreibreform. Gestreift und auch im Publikum mehrheitlich begrüsst wurde die aktuelle Abstimmungsvorlage «Tschüss Genderstern» in Zürich.
Die SOK kritisiert an der Rechtschreibreform die nach wie vor zahlreichen Verstösse gegen die Sprachrichtigkeit und die Flut von Varianten, welche die Einheitlichkeit der Rechtschreibung zerstören. Im Rahmen der Tagung wurde deshalb von den Mitgliedern der SOK das Manifest «Zurück an den Start» verabschiedet, das die Aufhebung aller Verbote und Gebote der Reform und den freien Wettbewerb der Schreibweisen fordert. So sollen in wenigen Jahren Sprachrichtigkeit und Einheitlichkeit wiederhergestellt werden.
Die Tagung bot den Teilnehmern eine wertvolle Plattform, um die komplexen Zusammenhänge von Sprache, Rechtschreibung und gesellschaftlichen Normen zu hinterfragen. Der Austausch zwischen Experten und dem Publikum war lebhaft und bot neue Denkanstöße, wie die Sprache in Zukunft gestaltet und gelebt werden sollte.
Bildlegende von links nach rechts: Stefan Stirnemann, Rudolf Wachter, Claudia Wirz, Kathrin Kunkel-Razum, Robert Hunger-Bühler, Gabriele Christ, Urs Breitenstein.
Über die SOK:
Die Schweizer Orthographische Konferenz wurde am 1. Juni 2006 in Zürich gegründet, um die Sprachrichtigkeit und Einheitlichkeit der Rechtschreibung in Presse und Literatur der Schweiz zu fördern. Zu den Gründungsmitgliedern zählen Persönlichkeiten aus Politik, Verlagen und Medien.
sok.ch
Schweizer Orthographische Konferenz
c/o Urs Breitenstein
Wuhrmattstrasse 11
4103 Bottmingen
E-Mail: info @ sok.ch
Website: www.sok.ch