Fünf Forschende der HES-SO erhalten Practice-to-Science-Beiträge des SNF
(Delémont)(PPS) Fünf Forschende der Fachhochschule Westschweiz (HES-SO) erhalten für ihre anwendungsorientierten Forschungsprojekte einen Practice-to-Science-Beitrag des Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (SNF). Ihre Projekte, die drei spezifische Forschungsbereiche betreffen und aus fünf Hochschulen in vier Kantonen stammen, illustrieren die grosse Vielfalt der HES-SO.
Das Förderinstrument Practice-to-Science (PtS) des SNF zielt darauf ab, die akademische Komponente des dualen wissenschaftlich-praktischen Kompetenzprofils von Expertinnen und Experten zu stärken, die als Professorin oder Professor an einer Fachhochschule oder Pädago-gischen Hochschule tätig sein möchten. Die fünf HES-SO-Projekte gehören zu den 20 Projekten, die der SNF im Rahmen der Ausschreibung 2023–2024 ausgewählt hat und die nun während drei Jahren mit einem Beitrag von maximal CHF 200'000 pro Projekt und Jahr unterstützt werden.
Fünf anwendungsorientierte Forschungen
Das Projekt von Thomas Desplanches, Entbindungshelfer und Doktor der Epidemiologie, Forscher an der Haute école de santé de Genève (HEdS-Genf), will die Validität der Perinatal-daten aus der Medizinischen Statistik der Krankenhäuser in der Schweiz bewerten. Diese Datenbank deckt zwar 96 % aller Geburten ab, wurde aber ausschliesslich für administrative Zwecke und nicht für die Forschung konzipiert. Im Rahmen dieses Forschungsprojekts wird die Übereinstimmung der Daten aus den Spitälern mit den Patientendossiers von 16 Spitälern verglichen. Die Ergebnisse werden zeigen, ob diese Datenbank eine zuverlässige Quelle für die Entwicklung und Überwachung von Qualitätsindikatoren für die perinatale Versorgung und die Durchführung gross angelegter epidemiologischer Studien ist.
Das Projekt von Frédérique Leresche, Schauspielerin, Anthropologin und Forscherin an der Hochschule für Soziale Arbeit Freiburg (HETS-FR), befasst sich mit der Nichtinanspruch-nahme von Notunterkünften durch Frauen und nutzt das Theater als Forschungsmethode. Bestehende Studien zur Obdachlosigkeit haben gezeigt, dass Frauen ohne feste Unterkunft unter den Personen, die Notunterkünfte aufsuchen, kaum vertreten sind. Man weiss aber noch wenig über die Strategien, die sie anwenden, und die Beweggründe für ihr Verhalten. Um Situationen, in denen Notunterkünfte nicht in Anspruch genommen werden, besser erkennen und verstehen zu können, muss eine kreative und sensorische Forschungsmethode entwickelt werden, die es ermöglicht, über andere Kanäle als das standardmässige ethnographische Interview Zugang zu den Sichtweisen der Betroffenen zu erhalten.
Das Projekt von Simone Gafner, Physiotherapeutin, Doktorin der Fakultät für Gesundheit, Medizin und Life Sciences der Universität Maastricht, Assistenzprofessorin an der Hochschule für Gesundheit (HEdS) der HES-SO Valais-Wallis, beschäftigt sich mit den aktuellen Heraus-forderungen im Zusammenhang mit dem akuten Personalmangel im Gesundheitswesen. Die Notfalldienste leiden ganz besonders unter diesem Problem, das die Qualität der Pflege beein-trächtigt. Das Projekt will die Rollen definieren, die Fachpersonen mit einer Advanced Practice in Physiotherapie in einer Notfallstation übernehmen könnte. Dazu sollen diese Rollen systematisch eingeführt und ihre Auswirkungen anschliessend bewertet werden. Advanced Practice ist auf Interprofessionalität ausgerichtet und stellt angesichts des Mangels an Gesundheitspersonal ein konkretes und vielversprechendes Konzept dar.
Das Projekt von Guillaume Christe, Physiotherapeut und Doktor in Life Sciences, Lehr-beauftragter an der Haute Ecole de Santé Vaud (HESAV), zielt darauf ab, die Primärversorgung von Personen mit Lumbalgie zu verbessern. Akute Rückenschmerzen im unteren Rücken im Bereich der Lendenwirbelsäule sind weltweit eine der Hauptursachen für Behinderungen und haben einen starken Einfluss auf die betroffene Person und die Gesellschaft. Im Rahmen dieses Projekts soll eine innovative Intervention entwickelt und getestet werden, die Hausärzte, Physio- und Ergotherapeuten einbezieht und an das Schweizer Gesundheitssystem angepasst ist. Ebenso werden Strategien zur Implementierung neuer Erkenntnisse in die klinische Praxis untersucht.
Das Projekt von Anjeza Kadilli, Assistenzprofessorin an der Haute école de gestion de Genève (HEG-Gèneve), befasst sich mit nachhaltigen Investitionen, die in den letzten Jahren ein spektakuläres Wachstum verzeichnet haben. Zu den wichtigsten Triebkräften dieser Entwicklung gehören Vorschriften zur nachhaltigen Entwicklung. Etwa 40 Länder wenden solche Verpflichtun-gen an und weitere sind dabei, sie einzuführen. Mit diesem Projekt soll untersucht werden, inwieweit verbindliche Nachhaltigkeitsvorschriften strukturelle Veränderungen in verschiedenen Anlageklassen weltweit bewirken können. Die Ergebnisse könnten als Grundlage für die Gestaltung von Regulierungen dienen, dies insbesondere in der Schweiz und in mehreren Schwellenländern, wo solche Regulierungen erst in den Anfängen stecken.
Pilotprojekt des SNF in der Evaluationsphase
Die Ausschreibung 2023–2024 war die dritte und letzte des Förderungsinstruments Practice-to-Science. Der SNF zieht derzeit im Rahmen seiner Strategie zur Unterstützung akademischer Karrieren eine Bilanz dieses Instruments.
Die Forschenden der HES-SO haben insgesamt neun Gesuche für die Ausschreibung 2023–2024 eingereicht. Sie wurden während des gesamten Prozesses vom Service à l'Innovation et à la Recherche (SIR) der HES-SO begleitet, der ihre Förderfähigkeit überprüfte, ihre Gesuchs eingabe lektorierte und sie auf die Gespräche vorbereitete. Die Erfolgsquote betrug somit eindrückliche 56 % gegenüber 27 % auf nationaler Ebene.
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