Schweizer Goldraffinerie Abnehmerin von Gold zweifelhafter Herkunft

(Luzern)(PPS) Geldwäscherei, illegale Bereicherung, Bildung einer kriminellen Vereinigung. Happige Vorwürfe, die die kolumbianische Regierung gegen den Goldlieferanten C.I.J. Gutiérrez erhebt und die zur Verhaftung leitender Angestellter führten. Brisant: die Schweizer Goldraffinerie Argor Heraeus aus Mendrisio hat zwischen 2009 und 2018 jährlich 5 bis 9 Tonnen Gold vom kolumbianischen Händler bezogen. Ein weiterer Beleg für die Dringlichkeit der Konzernverantwortungsinitiative, über die der Ständerat Ende September ein weiteres Mal befinden wird.

Dem nach eigenen Angaben wichtigsten Goldexporteur Kolumbiens wirft die Staatsanwaltschaft vor, über ein Geflecht von Fassadenlieferanten illegal abgebautes und gehandeltes Gold gewaschen und als legales Gold exportiert zu haben. C.I.J. Gutiérrez nutzte Kleinschürfer, um dieses Gold legalisieren zu können. Darunter sind Verstorbene und inexistente Personen oder solche, deren Identität missbraucht wurde. Dies machte es dem Unternehmen möglich, illegales, mit schweren Geräten abgebautes Gold als von Kleinschürfern legal produziert zu deklarieren. Der Goldabbau mit Schwimmbaggern und Baggern zerstört grossflächig Wälder und ganze Flussläufe, führt zu Erosion und Verlandung der Flüsse. Das für den Goldabbau benötigte Quecksilber vergiftet Flüsse und Böden, die Lebensgrundlagen der dort angesiedelten Menschen werden zerstört. Ein Grossteil dieses Goldes dient dazu, Gewinne aus dem Drogenhandel zu waschen oder illegale bewaffnete Gruppierungen zu finanzieren. Die Anschuldigungen wiegen so schwer, dass im April der Geschäftsführer, weitere leitende Angestellte und Lieferanten verhaftet wurden, der Firmensitz in Medellín wurde unter staatliche Zwangsverwaltung gesetzt, die Edelmetallbestände beschlagnahmt. Die kolumbianische Zoll- und Steuerbehörde annullierte auf Grund von Unregelmässigkeiten bei der Herkunftsangabe bereits Anfang 2019 nachträglich die Bewilligung für vier, im Jahr 2016, erfolgte Goldlieferungen von C.I.J. Gutiérrez. Zwei davon waren an Argor Heraeus in Mendrisio gegangen.

Soziale Unternehmensverantwortung wird hochgehalten

Gemäss eigenem Verhaltenskodex sind für Argor Heraeus der Kampf gegen unfairen Wettbewerb, Korruption, Geldwäscherei und Terrorfinanzierung wichtig. Nicht zuletzt gehören auch Umweltschutz und ein schonender Umgang mit natürlichen Ressourcen zu ihren Grundsätzen. Zusätzlich wird auf ihrer Website erwähnt, dass der Respekt der universellen Menschenrechte zu einem ihrer Grundwerte gehöre. Wie aber können die Verantwortlichen von Argor Heraeus sicherstellen, kein illegales Gold zu importieren, wenn sie dieses aus zweifelhafter Quelle beziehen, dessen leitende Angestellten mittlerweile verhaftet wurden?

Bereits in seinem Goldbericht 2018 schloss der Bundesrat nicht aus, «dass menschenrechtswidrig produziertes Gold in die Schweiz gelangt». Dennoch setzt er weiter auf die Freiwilligkeit der Unternehmen. Bemängelt werden muss auch die fehlende Politikkohärenz der Schweiz: einerseits wird Friedensförderung in Kolumbien betrieben, andererseits eine Sorgfaltsprüfungspflicht verweigert, die eine Finanzierung von bewaffneten Gruppen erschweren würde.

Fastenopfer und die Arbeitsgruppe Schweiz Kolumbien (ask!) fordern Argor Heraeus auf, umfassende Sorgfaltsprüfungen in ihren Geschäftsbeziehungen durchzuführen, diese auch transparent zu machen und griffige Massnahmen zur Vermeidung von Menschrechtsverletzungen und Umweltzerstörungen zu treffen. Die Machenschaften in Kolumbien zeigen eindringlich, dass es dafür verbindliche Regeln braucht, so wie es die Konzernverantwortungsinitiative fordert.

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