Neue Helvetische Gesellschaft: BESSERE POLITIK DANK «DICHTERN UND DENKERINNEN»

Neue Helvetische Gesellschaft: BESSERE POLITIK DANK «DICHTERN UND DENKERINNEN»
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NHG

«Wir sind Carl Spitteler», Veranstaltung vom 14.12.2019 im Volkshaus Zürich

(Lenzburg)(PPS) Die Neue Helvetische Gesellschaft fordert im Rahmen des «100 Jahre Literaturnobelpreis Carl Spitteler» die Dichter und Denkerinnen auf, sich aktiver zu politischen Fragen der Zeit zu äussern. An der Veranstaltung im Volkshaus Zürich vom 14. Dezember 2019 erinnerte Bundespräsident Ueli Maurer an die immer noch aktuelle Rede von Carl Spitteler: «Unser Schweizer Standpunkt» von 1914. Es sei in einer direkten Demokratie eigentlich eine Bürgerpflicht, sich zu äussern, sich einzumischen, wie damals Carl Spitteler, wurde allseitig betont. Alle können Spitteler sein: «Ideen von Bürgern sind wichtiger für den Zusammenhalt als Politik und Verwaltung», wurde von Bundespräsident Ueli Maurer betont.

Als einer der Höhepunkte des Jubiläums, «100-Jahre Literaturnobelpreis Carl Spitteler», lud die Neue Helvetische Gesellschaft ins Volkshaus Zürich ein. Im Zentrum stand die Frage, wer heute die Funktion von Carl Spitteler belegen könnte, auf den Tag genau 105 Jahre nach seiner berühmten Rede «Unser Schweizer Standpunkt». 1914 war es die Neue Helvetische Gesellschaft, welche Carl Spitteler einlud, seine Stimme zur Situation in der Schweiz im Vorfeld des ersten Weltkrieges zu erheben.

Vor mehr als 350 Gästen eröffnete Bundespräsident Ueli Maurer mit «Gedanken zu Carl Spitteler» den hochkarätigen Nachmittag. Er rühmte den uneigennützigen Mut von Spitteler, für seine Bürgerpflicht einzustehen und sich für die freiheitliche Schweiz einzusetzen. Der Aufruf von Spitteler zur Neutralität sei, so Bundespräsident Maurer, als «Aufforderung zu verstehen, Trennendes zur Seite zu schieben und das Gemeinsame ins Zentrum zu stellen». Den Kulturschaffenden spricht der Bundespräsident heute keine aufrüttelnde Rolle mehr zu in der Politik. «Alle könnten Spitteler sein. Das sei eigentlich Bürgerpflicht. Die Schweiz müsse sich immer wieder neu (zusammen-)finden»

Zählt die Stimme der Dichter und Denker in der Politik auch heute?

Die Rede von Wolf Linder, em. Professor für Politikwissenschaft, Universität Bern, gab dafür eindrückliche Beispiele - über Spitteler hinaus. Er verwies auf Schillers «Tell» und Dürrenmatts Festrede «Die Schweiz als Gefängnis». Schriftsteller wie Gottfried Keller haben das Land geliebt, aber es auch für seine Versäumnisse kritisiert. Sie haben den Umgang mit Macht und Geld stets hinterfragt. Heute sind «Spitteler-Stimmen» ebenso nötig wie vor hundert Jahren, denn die Schweizer Gesellschaft ist vielfach gespalten. Ein neues Oben und Unten zwischen Gewinnern und Verlierern der Globalisierung tut sich auf und bedroht den inneren Zusammenhalt. Linder hofft, dass Schriftsteller und Denker weiterhin Brücken schlagen können - in einer Welt, die nicht Schwarmintelligenz verlangt. Es braucht ein besseres Verständnis für die Komplexität und Ambivalenz der heutigen Verhältnisse.

Satirikerin Stefanie Grob wirbelte mit politischen Spokenwords durch den Saal - am Abgrund des Röstigrabens und hielt ein Plädoyer für das Erlernen anderer Landessprachen, die das Verbindende festigen. Als Satirikerin erfährt sie immer wieder schmerzhaft, dass, «wer sich äussert, immer auch bedroht wird».

In der Podiumsdiskussion unter der Leitung von Matthias Wipf waren sich die VertreterInnen von Politik, Medienwissenschaft, Literatur und Journalismus einig: Die Stimme unabhängig Denkender in der Politik ist im Zeitalter des Mainstreams notwendiger denn je. Sie betonten, dass es heute an Räumen fehle, in welchen differenzierte Auseinandersetzung möglich seien. Selbstverständlich sei die Stimme jedes und jeder wesentlich, wenn es darum gehe, das Gemeinsame zu stärken. Das sei nicht allein Aufgabe Kulturschaffender.

Katja Gentinetta, politische Philosophin, wies darauf hin, «dass zwar alle vom notwendigen Gemeinsamen sprechen, aber auch alle zu wissen beanspruchen, welches Gemeinsame das Richtige sei. Es brauche neue Konzepte, auch wissenschaftlich fundierte, um die anstehenden Megathemen anzugehen».

Ständeratspräsident Hans Stöckli und Bundespräsident Ueli Maurer sind sich einig: «Die Demokratie lebt von der Konkurrenz der Ideen. Heute seien leider alle, auch die Politiker und Politikerinnen, zu sehr auf Aufmerksamkeit ausgerichtet und nicht auf neue Konzepte und Ideen. Mit Klicks allein finde noch keine differenzierte Meinungsbildung statt.»

Firmenportrait: 

Die NHG ist die älteste (gegründet 1914) noch aktive staatbürgerliche Organisation der Schweiz. Sie setzt sich für die Funktionsfähigkeit der demokratischen Institutionen und Errungenschaften des Landes ein und fördert die Verständigung zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen. Damit fördert sie die kulturelle Identität und den Zusammenhalt in der Schweiz. Auf Initiative der Neuen Helvetischen Gesellschaft wurden die heute schweizweit institutionalisierten Organisationen Forum Helveticum, Campus für Demokratie, Auslandschweizer Organisation ASO und der Demokratiepreis gegründet. Die neue Helvetische Gesellschaft zählt rund 600 Mitglieder, organisiert in acht regionalen Ortgruppen.

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5600 Lenzburg 1

Moria Zürrer, MA
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