Alarmierende Zahlen zum gemeinnützigen Wohnungsbau in der Schweiz

(Zürich) Endlich gibt es Zahlen zum gemeinnützigen Wohnungsbau in der Schweiz

Nur knapp vier Prozent der Schweizer Wohnungen sind Genossenschafts-wohnungen

Die Zahlen sind alarmierend: Der Marktanteil der gemeinnützigen Wohnbauträger beträgt nur noch gegen vier Prozent. Damit ist der Anteil der Genossenschaftswohnungen in den letzten zehn Jahren drastisch gesunken. Dies zeigt eine Auswertung der Gebäudedaten von ge-meinnützigen Wohnbauträgern. Die Gebäudeanalyse beweist ausserdem, dass Baugenos-senschaften sparsamer mit Wohnfläche umgehen als andere Wohnbauträger. Eine stärkere Unterstützung des gemeinnützigen Wohnungsbaus, etwa durch den Zugang zu Bauland, ist deshalb sehr sinnvoll und wie die Zahlen zeigen auch dringend nötig.

Anfang Jahr hat das Bundesamt für Statistik eine Auswertung über die Gebäude von Genossen-schaften und anderen gemeinnützigen Wohnbauträgern publiziert. Damit sind erstmals wieder sta-tistische Aussagen über den gemeinnützigen Wohnungsbau in der Schweiz möglich. Mit dem Sys-temwechsel von der Volkszählung zur Strukturerhebung waren seit dem Jahr 2000 keine Zahlen zu den Eigentümerschaften von Gebäuden mehr verfügbar.

Marktanteil drastisch gesunken

Um weiterhin Aussagen zu den Strukturen und Wohnverhältnissen auch im gemeinnützigen Sektor machen zu können, hat deshalb das Bundesamt für Wohnungswesen gemeinsam mit den Dachor-ganisationen des gemeinnützigen Wohnungsbaus die Gebäudeadressen der gemeinnützigen Wohnbauträger erfasst. Diese Gebäudedaten hat das Bundesamt für Statistik nun ausgewertet. Die wichtigsten Erkenntnisse: Rund 24'000 Gebäude (von total 1,6 Millionen Wohngebäuden in der Schweiz) gehören gemeinnützigen Bauträgern; 152'000 der 4,1 Millionen Schweizer Wohnungen sind Genossenschaftswohnungen. Dies entspricht einem Marktanteil von 3,7 Prozent. Allerdings sind wahrscheinlich nicht ganz alle Wohnungen der gemeinnützigen Bauträger in diese Statistik eingeflossen: Die Dachverbände gehen von etwa 165'000 bis 170'000 Genossenschaftswohnungen aus, was einem Marktanteil von rund vier Prozent entspricht. Gleichwohl ist der Anteil an Genossen-schaftswohnungen in den letzten Jahren drastisch gesunken. Im Jahr 2000, bei der letzten Volks-zählung, betrug er noch 5,1 Prozent.

Genossenschaften brauchen weniger Wohnfläche

Die Auswertung nach Baujahr zeigt ausserdem, dass die Mehrheit der Genossenschaftswohnungen in den zwei grossen Gründungswellen vor (1919 bis 1945) und nach (1946 bis 1960) dem Zweiten Weltkrieg entstanden sind. Die meisten gemeinnützigen Gebäude stehen in den Kantonen Zürich, Bern, Luzern und Basel Stadt. Seit dem Jahr 2000 nahm die Bautätigkeit rapide ab. Allerdings ist seit 2006 wieder eine leichte Zunahme zu verzeichnen. Viele gemeinnützige Bauträger wären sehr wohl bauwillig, scheitern aber an hohen Bodenpreisen oder kaum verfügbarem Bauland. Aus der Gebäudeanalyse geht auch hervor, weshalb es sinnvoll ist, in den gemeinnützigen Wohnungsbau zu investieren: Denn die Baugenossenschaften bauen nachhaltig und gehen massvoll mit dem teuren Boden um. Die Mehrheit der Genossenschaftswohnungen haben drei oder vier Zimmer und weisen sparsame Wohnflächen auf. Zwei Drittel sind kleiner als 80 Quadratmeter, ein Fünftel sogar kleiner als 60 Quadratmeter.

Für die Auswertung wurden die Gebäude der Mitglieder der zwei Dachverbände des gemeinnützi-gen Wohnungsbaus (Wohnbaugenossenschaften Schweiz und WOHNEN SCHWEIZ) erfasst, aus-serdem diejenigen der Kunden der Emissionszentrale der gemeinnützigen Wohnbauträger (EGW) sowie die Adressen der vom BWO unterstützten gemeinnützigen Bauträger. Das Bundesamt für Wohnungswesen schätzt, dass damit ungefähr 90 Prozent der Wohnungen aus dem gemeinnützi-gen Sektor in die Statistik eingeflossen sind.

Die genauen Zahlen können unter folgendem Link abgerufen werden: bwo.admin.ch/dokumentation/00101/00530/00531/index.html?lang=de.

Firmenportrait: 

Wohnbaugenossenschaften Schweiz ist die Dachorganisation von mehr als 1000 Wohnbaugenossenschaften und weiteren gemeinnützigen Wohnbauträgern mit insgesamt über 140'000 Wohnungen. Der 1919 gegründete Verband steht im Dienste seiner Mitglieder, die auf gemeinnütziger Grundlage preisgünstigen Wohnraum er-stellen und bewirtschaften. Zusammen mit ihnen strebt er im ganzen Land eine ausreichende Versorgung mit preisgünstigem, vorzugsweise genossenschaftlichem Wohnraum an.

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