UN-Ernährungssystemgipfel: «Den Worten der Schweiz müssen jetzt Taten folgen»

UN-Ernährungssystemgipfel: «Den Worten der Schweiz müssen jetzt Taten folgen»
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(C) DANIEL WINKLER FOTOGRAFIE

Nach dem Bekenntnis für einen agrarökologischen Kurswechsel am UN-Ernährungssystemgipfel, sieht Biovision Geschäftsleiter Frank Eyhorn die Schweiz nun in der Pflicht.

(Zürich)(PPS) Wie kann eine wachsende Weltbevölkerung unter den Bedingungen des Klimawandels und dem Verlust der Artenvielfalt satt werden? Am UN-Ernährungssystemgipfel wurde neu über die Produktion und den Konsum von Nahrung nachgedacht. Die Schweiz setzte sich dabei stark für einen Kurswechsel auf der Basis agrarökologischer Grundsätze ein. In ihrer Landwirtschaftspolitik dagegen ist die offizielle Schweiz viel zögerlicher. Biovision-Geschäftsleiter Frank Eyhorn fordert deshalb, dass die Schweiz in Zukunft auch im Inland konsequent auf Agrarökologie setzt.

Nach mehrmonatigen Vorbereitungen ging mit dem UN-Ernährungssystemgipfel vom 23./24. September in New York ein beeindruckender Prozess zu Ende: In 145 Ländern haben sich Zehntausende Menschen und hunderte von Organisationen aus Zivilgesellschaft, Politik, Wissenschaft und dem Privatsektor in über 1000 Dialogen darüber ausgetauscht und Lösungen gesucht, wie die Zukunft unserer Ernährung aussehen soll. Der Gipfel wurde aus der Zivilgesellschaft zum Teil scharf kritisiert. Zahlreiche Schweizer NGO haben den Anlass boykottiert. Als Brückenbauerin zwischen den Akteur:innen in den Ernährungssystemen hat sich Biovision entschieden, den Prozess mitzugestalten und war in den vergangenen 12 Monaten auf verschiedenen Feldern aktiv. In seinem Videobeitrag am Ernährungssystemgipfel im Rahmen des «People’s Plenary – Accelerating for the Future We Want», skizzierte Frank Eyhorn, Geschäftsleiter von Biovision, wie die politische Governance einen entscheidenden Beitrag dazu leisten kann und muss, nachhaltigere Ernährungssysteme aufzubauen. 

Was hat der Gipfel aus Schweizer Sicht gebracht?

Frank Eyhorn: «Die Schweiz setzte sich am UN-Ernährungssystemgipfel engagiert für einen Kurswechsel auf der Basis agrarökologischer Grundsätze ein. Bundespräsident Guy Parmelin bekannte sich in seiner Ansprache am Gipfel ausdrücklich zur Förderung der Agrarökologie in der internationalen Zusammenarbeit der Schweiz und bezeichnete sie als Basis für die Fortsetzung des Dialogs in der Schweiz für die Transformation unseres Ernährungssystems. Die Schweiz ist zudem unter den erstunterzeichnenden Staaten einer neu gegründeten Koalition von Regierungen und Organisationen, die in den kommenden Jahren agrarökologische Ansätze in Forschung, Politik und bei Investitionen stärken will. Agrarökologie erhielt dank dem Gipfel mehr Anerkennung und wurde ausdrücklich als Lösung mit hohem Potenzial («Game Changing Solution») benannt.»

Was bedeutet das jetzt für eine Schweizer Ernährungspolitik?

Frank Eyhorn: «In der Schweizer Landwirtschaftspolitik ist die offizielle Schweiz viel zögerlicher. Der von der Schweiz am UN-Ernährungssystemgipfel hinterlegte nationale Transformationspfad zur Erreichung der Ziele der Agenda 2030 erwähnt Agrarökologie nur am Rande. Der Anteil besonders umweltfreundlicher Produktionsmethoden wie dem Biolandbau soll lediglich um 2-3% pro Jahr wachsen. Damit fällt die Schweiz beispielsweise weit hinter die ambitionierteren Pläne der EU zurück. Organisationen wie Biovision fordern deshalb jetzt, dass die Schweiz auch im Inland konsequent auf eine Förderung der Agrarökologie setzt.»

Wie kann Agrarökologie in der Schweiz stärker gefördert werden?

Frank Eyhorn: «Durch Vorbereitungen in der Schweiz für den UN-Ernährungssystemgipfel sind wichtige Impulse entstanden und wurde ein Dialog in Gang gesetzt. Das ist wegen der blockierten Situation in der Landwirtschaftspolitik und den verhärteten Fronten auch dringend nötig. Um die Gräben zu überwinden, müssen diese Dialoge aber weitergeführt und vertieft werden. Wir müssen uns als Gesellschaft an einen Tisch setzen und umsetzbare Massnahmen verhandeln, die nicht nur eine nachhaltige Produktion und bäuerliche Einkommen sicherstellen, sondern auch einen nachhaltigen Konsum ermöglichen. Am Gipfel hat die offizielle Schweiz erklärt, dass sie die Bevölkerung in die Transformation des Ernährungssystems einbeziehen will. So sollen repräsentative Akteur:innengruppen in Dialogformaten Empfehlungen für eine neue, ganzheitliche Ernährungspolitik entwickeln. Aber es braucht von Seiten der Politik nun klare Entscheide, damit auch in der Schweiz konsequent Anreize für nachhaltigere Produktionsmethoden und Konsumationsmuster geschaffen werden. Den Worten müssen jetzt Taten folgen.»

Bild: Dr. Frank Eyhorn, Geschäftsleiter von Biovision, ist ein ausgewiesener Bio-Experte mit mehr als 20-jähriger Erfahrung in internationaler Zusammenarbeit.

Firmenportrait: 

Biovision – Stiftung für ökologische Entwicklung
Biovision, gegründet 1998 ist eine Pionierin des Wandels und steht für eine grundlegende agrarökologische Transformation der Ernährungssysteme ein. Die konfessionell und parteipolitisch unabhängige Schweizer Stiftung mit Sitz in Zürich sowie einer Zweigstelle in Genf orientiert sich an den globalen Nachhaltigkeitszielen der «Agenda 2030» mit Fokus auf dem Ziel 2 «Zero Hunger». In Subsahara-Afrika leistet Biovision Hilfe zur Selbsthilfe. Mit lokalen Partnern werden innovative ökologische Lösungen entwickelt und verbreitet, um den Hunger zu überwinden und das Leben der Kleinbäuerinnen und -bauern zu verbessern. 2013 wurde die Stiftung Biovision, zusammen mit ihrem Gründer Dr. Hans Rudolf Herren, einem der weltweit führenden Experten für nachhaltige Landwirtschaft, mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet.

Pressekontakt: 

Biovision Stiftung für ökologische Entwicklung
Heinrichstr. 147
CH-8005 Zürich

Frank Eyhorn
Geschäftsleiter Biovision
Tel. 044 512 58 01