Redcross Summer Camp – Erholungsaufenthalt für Kinder und Jugendliche aus der Ukraine
(Schaffhausen)(PPS) Vom 27. Juli bis 5. August organisierte das Schweizerische Rote Kreuz (SRK) Kanton Schaffhausen im Auftrag des Kantons Schaffhausen einen Erholungsaufenthalt für Kinder und Jugendliche aus der Ukraine.
Kurz vor Weihnachten 2023 erreichte den Kanton Schaffhausen eine Anfrage über eine EU-weite Plattform, einen Erholungsaufenthalt für rund 240 Kinder und Jugendliche zu ermöglichen. Es handelt sich dabei um Kinder von in der Ukraine verletzten, vermissten, verstorbenen oder in Gefangenschaft geratenen Polizisten. Der Kanton Schaffhausen wandte sich daraufhin an das SRK Kanton Schaffhausen, da das Schweizerische Rote Kreuz eine langjährige Tradition im Bereitstellen von Erholungsaufenthalten für Kinder und Jugendliche aus Krisen- und Kriegsgebieten ausweisen kann. So ermöglichte das SRK nach dem 2. Weltkrieg für rund 180’000 Kindern aus kriegsversehrten Gebieten Europas einen dreimonatigen Erholungsurlaub in der Schweiz. Mit der «Kinderhilfe» leistete das SRK eine der grössten Schweizer Hilfsaktionen im 20. Jahrhundert.
Eine Fortsetzung der «Kinderhilfe»
Das SRK Kanton Schaffhausen erarbeitete ein Konzept für ein «Redcross Summer Camp», das an die Aktion der «Kinderhilfe» anknüpfen und die Tradition der Unterstützung kriegsversehrter Kinder und Jugendlicher durch das SRK fortsetzen soll. Das Konzept sieht vor, für rund 50 Teilnehmende einen Erholungsaufenthalt im Kanton Schaffhausen zu ermöglichen. Am 16. Januar 2024 bewilligte der Regierungsrat des Kantons Schaffhausen die Finanzierung für 30 Teilnehmende. Das SRK stellte zusätzlich finanzielle Mittel zur Verfügung, um insgesamt 46 Teilnehmende (31 Kinder und 15 Begleitpersonen) zu unterstützen. Bei den Begleitpersonen handelt es sich um die Mütter der Kinder, zwei Polizistinnen und ein Arzt, welche sich um die Kinder ohne Mütter kümmerten. Der Kanton Schaffhausen ist der einzige Kanton, der in der Schweiz ein solches Angebot ausgerichtet hat.
Begegnung an der Grenze
Am 27. Juli holten Michael Kunz und Anastasiia Sinitsyna, beides Mitarbeitende des SRK Kanton Schaffhausen, die Kinder und ihre Begleitpersonen an der ungarisch-ukrainischen Grenze ab und begleiteten sie nach Schaffhausen. Die rund 20-stündige Busfahrt verlief ohne Zwischenfälle. Untergebracht wurden die Kinder und ihre Begleitpersonen in der Jugendherberge in Stein am Rhein.
Abwechslungsreiches Programm und buntes Abschiedsfest
Für die Kinder und Jugendlichen wurde ein vielfältiges und lehrreiches Aktivitätenprogramm zusammengestellt. Neben sportlichen und kulturellen Aktivitäten besuchten sie unter anderem einen Bauernhof, wo sie spielerisch Einblicke in den Betrieb eines Schweizer Bauernhofs erhielten. Sie besichtigten eine Schokoladenfabrik und stellten ihre eigene Schokolade her. Weitere Highlights waren der Besuch von Schaffhausen und der Rheinfall. Die Schaffhauser Polizei ermöglichte den Kindern und Begleitpersonen interessante Einblicke in ihre Arbeit und organisierte einen Kinderparcours für die Kleinsten. Am 1. August wurde für die Kinder ein Kinobesuch ermöglicht, um nicht durch das Feuerwerk zu verängstigen. Auch ein Ausflug nach Diessenhofen und Gailingen mit Schifffahrt und einer kleinen Wanderung stand auf dem Programm. Zudem nahmen die Kinder und Jugendlichen an einem Selbstbehauptungs- und Nothilfekurs teil. Am Freitag fand ein grosses Fest in der Laag statt, an dem auch unbegleitete minderjährige Asylsuchende des Kantonalen Sozialamtes teilnahmen. Verschiedene Geflüchtete aus unterschiedlichen Herkunftsländern nahmen am Fest teil. Es war ein buntes und fröhliches Miteinander.
Am Montag Vormittag reisten die Teilnehmenden wieder ab und wurden am Dienstag früh an der ungarisch-ukrainischen Grenze der ukrainischen Polizei übergeben.
Hoffnung vermitteln und die psychische Gesundheit stärken
Das Aktivitätenprogramm wurde durch eine psychosoziale Begleitung ergänzt. Drei Psychologinnen führten die Kinder jeweils in ein Tagesthema ein und reflektierten am Abend den Tag mit ihnen. Ziel der psychosozialen Begleitung war es, den Kindern Mut, Kraft und Hoffnung zu vermitteln, um gestärkt ihr Schicksal bewältigen zu können. Dieses Ziel knüpft an das der «Kinderhilfe» an – in veränderter Form.
Freiwilliges Engagement ermöglichte die Auszeit
Für das Gelingen des Angebots standen über 50 Freiwillige und Mitarbeitende des Kantons und des SRK im Einsatz. Auch viele Geflüchtete aus der Ukraine unterstützten das Angebot, um die Sprachbarriere zu überwinden. Ebenfalls trug die Bevölkerung das Angebot aktiv mit. Die Zusammenarbeit zwischen dem SRK Kanton Schaffhausen, der Geschäftsstelle des SRK, der ukrainischen Polizei und dem Kanton Schaffhausen funktionierte reibungslos. Das Angebot war ein voller Erfolg.
Besucher:innen des Summer-Camps
Das Angebot stiess auf ein grosses Interesse in der Bevölkerung. Die ARD besuchte die Veranstaltung und berichtete im Deutschlandfunk über den Erholungsurlaub in Schaffhausen. Auch Walter Vogelsanger, Regierungsrat des Kantons Schaffhausen, Andi Kunz, Leiter des Kantonalen Sozialamts SH, Ömer Güven, Rotkreuzrat SRK, und Karine Begey, Stabschefin der Direktion SRK, nahmen an der Veranstaltung teil und machten sich vor Ort ein Bild. «Es war bewegend zu sehen, wie das Camp den Alltag der Kinder und Jugendlichen, die meist von ihren Müttern begleitet waren, aufhellte. Besonders berührt hat mich, als die Kinder traditionelle Tänze gelernt oder Lieder gesungen haben – ganz unbeschwert und mit Blick auf den Rhein.» sagt Karine Begey.
Die ukrainische Botschafterin in der Schweiz, Iryna Venediktova, besuchte ebenfalls die Veranstaltung und überreichte den Kindern und Müttern Geschenke. Sie richtete ihren grossen Dank an die Organisatoren, den Freiwilligen, den Kanton und das SRK aus. Auch das grosse internationale Engagement des SRK wurde dabei verdankt.
Dank: Nur miteinander möglich
Das SRK Kanton Schaffhausen bedankt sich bei allen Beteiligten für ihr beherztes und aktives Mitwirken, welches das Angebot des Erholungsurlaubs für Kinder und Jugendliche aus der Ukraine erst möglich gemacht hat. Michael Kunz sagte dazu: «Es war ein Herzensprojekt, für das sich viele Herzen eingesetzt haben. Es war sehr berührend zu sehen, wie sich die Kinder und Jugendlichen aktiv eingebracht haben und dabei ihre schwierige Situation für eine kurze Zeit vergessen konnten. Das Angebot knüpft an der Hilfsaktion der «Kinderhilfe» an und ich hoffe, dass wir mit dem Angebot weitere Organisationen ermuntern können, einen solchen Erholungsaufenthalt für Kinder aus Kriegsgebieten in der Schweiz zu ermöglichen. Wir möchten uns bei allen Beteiligten ganz herzlich bedanken. Ohne diese Hilfe wäre es dem SRK nicht möglich gewesen, den unvergesslichen Aufenthalt der Kinder und Jugendlichen mit ihren Begleitpersonen zu ermöglichen».
Schweizerisches Rotes Kreuz Kanton Schaffhausen
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