Medienkonferenz am 31.03.17 in Dharamsala - Gesellschaft Schweizerisch-Tibetische Freundschaft
(Zürich)(PPS) Anlässlich der Reise der fünf Mitglieder der Parlamentarischen Gruppe für Tibet nach Dharamsala vom 27. März bis 2. April 2017 hielt die Delegation am 31. März eine Medienkonferenz. Ausser den fünf Nationalrätinnen gehörten der Delegation auch der Präsident der GSTF, die Vizepräsidentin, ein weiteres GSTF-Vorstandsmitglied, ein in der Schweiz lebendes Mitglied des Tibtetischen Parlaments im Exil und eine Vertreterin der Tibeter Gemeinschaft in der Schweiz und Liechtenstein an. Es folgt der Wortlaut der Stellungnahmen an der Medienkonferenz.
Medienkonferenz am 31.03.17 in Dharamsala anlässlich unseres Besuches vom 27.3. bis 2.4.2017
Beitrag von NR Maya Graf, Vizepräsidentin PG Tibet
Es ist uns eine Freude und Ehre diese Woche hier in Dharamsala zu sein. Wir möchten uns herzlich beim tibetischen Exilparlament für die Einladung bedanken und für die Möglichkeit, viele Gespräche zu führen und Institutionen zu besuchen. Unsere Schweizer Delegation möchte Ihnen heute unsere Eindrücke von unserem Besuch in Dharamsala kurz schildern.
Zuerst stelle ich Ihnen gerne unsere Schweizer Delegation vor:
Fünf Nationalrätinnen als Mitglieder der Parlamentarischen Gruppe Tibet, den den Präsidenten der Gesellschaft Schweiz-Tibetischer Freundschaft, die Vizepräsidentin, ein Vorstandsmitglied, ein Mitglied des tibetischen Exilparlaments und eine Vertreterin der Tibetergemeinschaft Schweiz.
Die Tibetergemeinschaft in der Schweiz mit ihren mehr als 6000 Mitgliedern ist die grösste Tibetergemeinschaft ausserhalb von Asien. Und viele der ersten und zweiten Generation von tibetischen Immigranten sind heute Schweizer Bürger und Bürgerinnen. Wir sind stolz auf sie. In all diesen Jahren hat die Schweiz die schwierige Situation der tibetischen Gemeinschaft im Exil geholfen mitzutragen und tatkräftig unterstützt. Aus all dem ist eine sehr spezielle und wertvolle Freundschaft zwischen der Schweiz und der tibetischen Diaspora entstanden. Das gibt der Schweiz die Verantwortung, auch in zukünftigen Entwicklungen der immer noch ungelösten Tibetfrage mitzuhelfen.
Bei unserem Besuch hier in Dharamsala sind wir sehr beeindruckt, wie sich die Tibetergemeinschaft in der Diaspora erfolgreich entwickelt hat und wie sie demokratische Prozesse eingeleitet, durchgeführt und viele wertvolle Institutionen geschaffen hat. Ich kenne keine andere Diaspora, die sich so gut organisiert hat und dies vor dem Hintergrund der schlimmen Unterdrückung ihrer vielen Landsleute in Tibet. Wir sind beeindruckt, wie die Tibetergemeinschaft trotz diesem Leiden und keinem Fortschritt Richtung Dialog, hoffnungsvoll und friedlich weiter vorangeht.
Meine Nationalratskollegin NR Barbara Gysi, wird Ihnen jetzt gerne einige Punkte unseres spannenden Besuchprogrammes erläutern.
Unser Besuch umfasste eine reich gefüllte Agenda mit verschiedensten Besuchen und Treffen mit Personen und Institutionen des religiösen und politischen Lebens, sowie mit Institutionen der Zivilgesellschaft. Die Audienz bei Seiner Heiligkeit dem Dalai Lama stellte sicherlich den Höhepunkt eines beeindruckendes Programms dar.
Wir sind dankbar, dass wir die Möglichkeit hatten, all diese Institutionen und Personen zu treffen und so viele wertvolle Informationen zu erhalten. Ebenso möchten wir uns für den offenen und bereichernden Dialog mit den verschiedensten Vertreter/-innen bedanken.
Gleich zu Beginn haben wir als Parlamentarierinnen einen Austausch mit dem Speaker (Präsidenten) des Exilparlaments gehabt, nachfolgend gab es auch Treffen mit dem Deputy Speaker (Vizepräsidenten) und Mitgliedern des Ständigen Ausschusses (Standing Comitee). So konnten wir die Gespräche vertiefen und werden die Kontakte auch in Zukunft weiterführen; dies auch, weil einer der beiden europäischen Vertreter Jampa Tsering Samdo in der Schweiz lebt.
Ebenso hatten wir die Möglichkeit, den Premierminister (Sikyong) der Central Tibetan Administration (Exilregierung) zu treffen. Bei einem gemeinsamen Nachtessen konnten wir das Gespräch auch noch mit weiteren Regierungsmitgliedern führen.
Erziehung ist ein Schlüssel für die Entwicklung einer Gesellschaft und für deren Zukunft. Deswegen, und auch weil viele Kinder aus den „Tibetan Children Villages“ in früheren Jahren in der Schweiz gekommen sind und hier eine neue Heimat gefunden haben, wollten wir eine dieser Institutionen besichtigen und uns ein Bild über Bildung und Fürsorge für die Kinder und Jugendlichen machen.
Weiter fanden Treffen mit verschiedenen NGOs statt. Als Frauendelegation war es uns auch wichtig, uns über die Entwicklung der Frauen in der tibetischen Diaspora zu informieren. Die Vorstellung der „Women Empowerment Policy“ gehörte genauso dazu, wie auch ein Besuch eines Frauenklosters, wo wir eine der ersten 20 Nonnen trafen, die den Geshema-Titel (den höchsten akademischen Titel im tibetischen Buddhismus).
Im Gesundheitsbereich war ein Besuch des Men Tsee Khang (medizinisch-astrologisches Zentrum) möglich, wo wir auch die Produktion besichtigen konnten.
Unsere Delegation konnte mit eigenen Augen sehen und in den Gesprächen erfahren, wie sich die tibetische Gesellschaft im Exil entwickelt. Gleichzeitig wurden aber auch Schwierigkeiten im Exil angesprochen und die Zustände in Tibet selber erläutert. Die Einschränkungen in der Ausübung der eigenen Kultur und Religion der Tibetergemeinschaft in Tibet beunruhigt uns zutiefst.
Zum Schluss noch einige abschliessende Feststellungen von NR Maya Graf
Wie Sie vernehmen konnten, haben wir nicht nur viel erfahren und gelernt in diesen Tagen, wir gehen auch mit einem grösseren Verständnis für die Anliegen im Bezug auf Tibet nachhause. Wir sind überzeugt, dass die Tibetergemeinschaft hier und auch in der Schweiz unsere Unterstützung noch mehr braucht als heute. Wir möchten Ihnen zwei Punkte darlegen, die wir als Parlamentarische Gruppe Tibet zusammen mit der Tibetergemeinschaft in der Schweiz weiterverfolgen möchten.
- Die Schweiz hat in Bezug auf seine direkte Demokratie einen Modellcharakter. Wir haben starke Volksrechte und die kulturelle, religiöse und sprachliche Vielfalt in unserer Verfassung verankert und sind zu Recht sehr stolz darauf. Daher hat die Schweiz eine besondere Verantwortung, alle Aktivitäten für eine Wiederaufnahme des Dialoges zwischen der VR China und Vertretern Seiner Heiligkeit zu stärken und zu unterstützen.
- Wie die Schweiz das „Wasserschloss“ Europas ist, ist das Tibetische Plateau der lebenswichtige «Wasserturm» Asiens. 1,3 Milliarden Menschen leben in Asien direkt von den
Flüssen, die in Tibet entspringen! Wir verstehen in der Schweiz sehr gut, wie wichtig es ist, Flüsse, Gletscher, Wälder, und alle natürlichen Ressourcen vor der Zerstörung durch Übernutzung und den Klimawandel zu schützen. Die Schweiz hat in der Umweltpolitik ein grosses Knowhow und auch aktiv am Pariser Klimaabkommen mitgearbeitet. Sie könnte ihr Wissen und die guten Beziehungen durch viele UNO-Gremien in Genf einbringen, um diese wichtige Frage des Schutzes des Tibetplateaus auf die multinationale Agenda zu setzen. Bereits sind 50% der Gletscher in Tibet geschmolzen. Die Tibetergemeinschaft muss in diesem für ganz Asien überlebenswichtigen Umweltthema unterstützt werden und die Schweiz kann helfen, es auf die politische Agenda zu setzen.
Neben diesen erwähnten Punkten wird die Parlamentarische Gruppe Tibet im Schweizer Parlament Tibet weiter unterstützen und weiterfahren mit Aktivitäten für den friedlichen Kampf um die freie Ausübung von Bürgerrechten und für die Einhaltung der Menschenrechte - mit Unterstützung der Tibetergemeinschaft der Schweiz und der Schweizer Bevölkerung. Vielen Dank.
Gesellschaft Schweizerisch-Tibetische Freundschaft (GSTF)
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Tel. +41 44 451 38 38
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