Krankenkassen-Werbeanrufe: Aufsichtskommission schmückt sich mit fremden Federn

(Bern)(PPS) Die Aufsichtskommission «fairmittler» der Krankenkassen zieht eine positive Jahresbilanz 2022. Dank ihr sei die Anzahl unerwünschter Werbeanrufe zurückgegangen, die Aufsicht über Krankenkassenvermittler im Rahmen der Branchenvereinbarung funktioniere. Der Konsumentenschutz widerspricht dieser einseitigen Darstellung: Der Rückgang von unerwünschten Werbeanrufen hat andere Gründe. Zudem steht die Branchenvereinbarung der Krankenkassen auf wackligen Beinen, verbindliche gesetzliche Mindeststandards sind dringend nötig.

Dazu Sara Stalder, Geschäftsleiterin des Konsumentenschutzes:

«Die Anzahl unerwünschter Werbeanrufe ist in den letzten zwei Jahren zum Glück rückläufig. Anfang 2021 wurden Massnahmen eingeführt, die sofort wirkten: obligatorische Werbeanruffilter und Verbesserungen auf Gesetzesebene. Beispielsweise brauchen Konsumenten seit zwei Jahren nicht mehr einen Sterneintrag, um sich vor unerwünschten Werbeanrufen zu schützen.»

«Für diese Verbesserungen hat der Konsumentenschutz seit Jahren gekämpft. Die Arbeit der Aufsichtskommission «fairmittler» der Versicherungsbranche trug zu dieser Entwicklung bei. Wenn sich nun aber die Kommission mit vier sanktionierten Verstössen brüstet und sich die Verbesserung bei unerwünschten Werbeanrufen auf die Fahne schreibt, schmückt sie sich mit fremden Federn.»

«Die jetzt gültige freiwillige Branchenlösung mit einer brancheneigenen Aufsichtskommission ist eine wackelige Angelegenheit. Wenn einzelne grosse Versicherungsunternehmen nicht mehr mitmachen wollen, dann ist der Schutz vor Werbeanrufen und falscher Vermittlertätigkeit hinfällig. Daher braucht es eine verlässliche gesetzliche Lösung. Die dazu aktuell im Parlament beratene Vorlage reicht nicht aus.»

Studie: Beschwerden über unerwünschte Werbeanrufe gehen deutlich zurück:
https://www.konsumentenschutz.ch/medienmitteilungen/neue-studie-beschwer...