Der Handel mit lebenden Elefantenkälbern muss eingeschränkt werden

Der Handel mit lebenden Elefantenkälbern muss eingeschränkt werden
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Endlich steht auch das soziale Wohlergehen der Tiere auf der Tagesordnung

(Bern)(PPS) Der Export von afrikanischen Elefantenkälbern in Zoos und Zirkusse der gesamten Welt ist leider weit verbreitet – das Übereinkommen über den internationalen Handel mit gefährdeten Arten freilebender Tiere und Pflanzen (CITES) gestattet derartige Transaktionen. Die jungen Elefanten erleiden während des Fangs und des Transports sowie später in den für sie bestimmten Zoos schwerwiegende physische und psychische Traumata. Im Hinblick auf die Konferenz der CITES-Vertragsparteien (CoP18) fordert die Fondation Franz Weber (FFW) klare Richtlinien, um insbesondere das soziale Wohlergehen der Elefanten zu gewährleisten.

Das Übereinkommen über den internationalen Handel mit gefährdeten Arten freilebender Tiere und Pflanzen (CITES) ist der internationale Vertrag für den Export und Import von Wildtieren. Aus unerfindlichen Gründen ist die CITES jedoch der Auffassung, dass die von Zoos abgewickelten Geschäfte mit lebenden Tieren nicht «kommerziell» seien. Daher unterliegen sie nicht denselben strengen Regeln wie der übrige Handel mit den Arten. 

Insbesondere erlaubt die CITES den Handel mit lebenden Afrikanischen Elefanten, die in freier Wildbahn gefangen werden. So dürfen Botswana und Simbabwe wilde Elefanten an «geeignete und annehmbare Bestimmungsorte» verschicken, während Südafrika und Namibia die Tiere für «Programme in ihren Lebensräumen» exportieren können. Diese Begriffe sind in ihrer jetzigen Form nicht eindeutig definiert. Die CITES gestattet daher die Exporte von Elefantenkälbern in Zoos oder andere für die Aufnahme dieser Art ungeeignete Einrichtungen zu umfangreich und häufig ohne Rücksicht auf das Wohlergehen der Tiere.

Zwischen 1990 und 2015 wurden 1'774 Elefanten in die ganze Welt exportiert, und zwar in der Regel an Orte ausserhalb ihres Verbreitungsgebiets, hauptsächlich in Zirkusse oder Zoos. Schätzungen zufolge leben aktuell etwa 530 wilde Elefanten weltweit in Gefangenschaft. Hauptimporteure sind China (29%), die USA (29%) und Mexiko (22%). 

Nach Ansicht der Koalition für den Afrikanischen Elefanten (AEC), einer Allianz aus 32 afrikanischen Ländern, die die Mehrheit der Staaten des Verbreitungsgebiets repräsentiert, sind lediglich die Lebensräume im natürlichen Verbreitungsgebiet der Afrikanischen Elefanten geeignet und annehmbar. Deshalb wird die AEC auf der nächsten Konferenz der CITES-Vertragsparteien (CoP18), dem beschlussfassenden Organ dieses Vertrags, das ab kommenden Samstag in Genf zusammentreten wird, die Verabschiedung von Richtlinien fordern. In diesen sollen die Bedingungen präzisiert werden, die die Aufnahmezentren beachten müssen, um Afrikanische Elefanten importieren zu dürfen.

Vera Weber, Präsidentin der Fondation Franz Weber und seit 1989 Beobachterin der CITES, unterstützt aktiv den Vorschlag der AEC. «Zum ersten Mal in der Geschichte des Abkommens steht der Begriff des ‚sozialen Wohlergehens‘ auf der Tagesordnung der CITES!». Anna Mula, die sich als Anwältin auf das Tierwohl spezialisiert hat, teilt diese Begeisterung: «Dass die CITES die Zoos von der Einhaltung der Regeln für den Artenhandel ausnimmt, hat mich immer verblüfft: Das hauptsächliche Ziel der Zoos und Zirkusse ist kommerziell. Die Entwicklung eines Bewusstseins für Fragen des Tierwohls und der sozialen Bindungen innerhalb der CITES ist deshalb ein ermutigendes Signal für die Zukunft».

Die Bedürfnisse der Elefanten lassen ein Leben in Gefangenschaft nicht zu

Für Menschen, die die Biologie und das Verhalten der Elefanten kennen, sind die Exporte dieser Tiere in Zoos am anderen Ende der Welt schlicht unsinnig. «Elefanten sind hochintelligente Tiere, die komplexe soziale Strukturen schaffen, sehr enge familiäre Bindungen eingehen und jedes Jahr Tausende von Kilometern zurücklegen. Der Fang betrifft allerdings sehr oft Elefantenkälber und zieht die Trennung von ihren Familiengruppen nach sich. Ihr ‚soziales Wohlergehen‘ ist niemals gewährleistet», erläutert Dr. Keith Lindsay, Biologe und Spezialist für Dickhäuter. Verletzungen und Stress führen sehr oft zum Tod dieser Jungen, noch bevor sie ihren Bestimmungsort erreichen. Am Ziel angelangt, leiden die Elefanten unter Depressionen, verlieren den Appetit, verletzen sich selbst und werden körperlich schlecht behandelt.

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