Bekämpfung der Kirschessigfliege im Rebberg
(Bern)(PPS) Über den Sommer hat die Kirschessigfliege grössere Schäden auf ungenügend geschützten Kirschbäumen und Beeren verursacht sowie zum ersten Mal im Aprikosenanbau. Die Bekämpfung im Rebbau basiert auf einer konsequenten Umsetzung der vorbeugenden Massnahmen, einem intensiven Befallsmonitoring und dem Einsatz von engmaschigen Netzen. Pflanzenschutzmittel werden erst eingesetzt, wenn die von Agroscope festgelegte Schadschwelle überschritten wird. Schweizweit werden Mittel aus dem Biolandbau privilegiert, insbesondere das Gesteinsmehl Kaolin. Eingenetzte Reben und weisse Rebberge sind daher kein Anlass zur Beunruhigung, sondern das Zeugnis eines nachhaltigen Pflanzenschutzes.
Wöchentlich werden von Agroscope und den kantonalen Fachstellen mehr als 10‘000 Beeren auf Eiablagen durch die Kirschessigfliege (Drosophila suzukii) kontrolliert. Der Anteil befallener Beeren ist mit 0,6 Prozent aktuell gering. Einzelne Eiablagen konnten bis anhin mehrheitlich auf sensiblen Rebsorten wie Dunkelfelder, Dornfelder, Cabernet Dorsa oder Garanoir beobachtet werden. Die Situation im Schweizer Rebberg gleicht gegenwärtig dem ruhigen Vorjahr. Falls das Wetter nicht umschlägt, sind trotz grossem Schädlingsdruck keine grösseren Essigfäuleschäden, verursacht durch die Kirschessigfliege, zu erwarten.
Vorbeugen und einnetzen statt spritzen
Der Pflanzenschutz basiert in erster Linie auf einer konsequenten Umsetzung der vorbeugenden Massnahmen, namentlich einer frühen Ertragsregulierung, einer angepassten Entlaubung der Traubenzone und einer kurzen Begrünung während der Erntezeit. Daneben bieten engmaschige Netze einen sehr guten Schutz vor dem Befall mit Kirschessigfliegen. Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln kann erst in Betracht gezogen werden, wenn die Schadschwelle von vier Prozent befallener Beeren erreicht wird oder wenn in zwei aufeinanderfolgenden Kontrollen Eiablagen gefunden werden.
Weisse Rebberge für einen ökologisch verträglichen Schutz
Drei der vier zugelassenen Wirkstoffe sind auch im Biolandbau einsetzbar. Die Empfehlung von Agroscope ist, die Anwendung des weissen Gesteinsmehls Kaolin zu privilegieren. Kaolin ist ein für den Menschen unbedenkliches, natürliches Tonmineral, das auch in der Kosmetik- und Lebensmittelindustrie verwendet wird. Auf die Traube gespritzt bildet Kaolin eine physikalische Barriere, welche die weiblichen Kirschessigfliegen bei der Eiablage stört, ohne den Geschmack des gekelterten Weines zu beeinträchtigen. Weisse Trauben und eingenetzte Reben sind daher kein Grund zur Besorgnis, sondern vielmehr das Erscheinungsbild eines modernen Pflanzenschutzes, der auf eine nachhaltige Lösung setzt und zu Mensch und Umwelt Sorge trägt.
Weitere Informationen
Patrik Kehrli, Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Forschungsgruppe Entomologie Acker- und Weinbau
Agroscope, Institut für Pflanzenbauwissenschaften IPB
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