Vergiftungen in der Schweiz 2015
(Zürich)(PPS) Tox Info Suisse, das dieses Jahr sein 50‐jähriges Jubiläum feiert, veröffentlicht seinen Jahresbericht 2015. Darin publiziert sind die bereinigte Vergiftungsstatistik und Angaben zum Schweregrad der Intoxikationen. 2015 wurden 38'406 Beratungen durchgeführt, über 35'300 Beratungen zu Giftkontakten und 3'100 prophylaktischer Natur. Gut 17'100 Giftkontakte betrafen Kinder, meist im Vorschulalter. Knapp drei Viertel aller Vergiftungen geschehen mit Medikamenten, Haushaltprodukten oder Pflanzen. Zwölf der vierzehn Todesfälle gehen auf das Konto der Medikamentenvergiftungen, zwei weitere waren durch Chemikalien bedingt. Von den schweren Fällen sind 72% durch Medikamente und 13% durch Genussmittel und Drogen verursacht.
55.0% der Expositionen betrafen Kinder, mehrheitlich im Vorschulalter (82.4% aller Expositionen bei unter 16‐jährigen traten bei Kindern <5 Jahren auf). Bei der Geschlechtsverteilung war bei den Kindern ein leichtes Überwiegen der Knaben (52.9% vs. 47.1% Mädchen) und bei den Erwachsenen der Frauen (59.5% vs. 40.5% Männer) zu sehen. 88% der gut 24'000 unbeabsichtigten (akzidentellen) Vergiftungen ereigneten sich im häuslichen Milieu, bei den gut 5000 beabsichtigten Intoxikationen trat die grösste Anzahl (72%) im Rahmen von Suizidversuchen auf.
Der grösste Anteil an schweren Intoxikationen (287 Erwachsene, 13 Kinder oder Jugendliche) fand sich bei Vergiftungen mit Drogen, Pilzen und Medikamenten (Tabelle). Tox Info Suisse weist auf einige aktuelle toxikologische Probleme hin:
Koffeinhaltige Nahrungsmittel und Getränke sind populär; immer öfter wird aber Koffein in reiner Form als Pulver oder Tabletten konsumiert, was das Risiko für Vergiftungen erhöht.
Mit der vermehrten Verschreibung opiathaltiger Schmerzmittel stieg in den letzten Jahren auch die Anzahl Intoxikationen mit diesen Medikamenten. Die Fälle mit Opiaten, die in der Substitutionsbehandlung Opiatsüchtiger eingesetzt werden, blieb dagegen konstant.
Nachdem lange geglaubt wurde, dass die Droge GHB (Gammahydroxybutyrat) nicht zur körperlichen Abhängigkeit führe, nehmen die Beratungen zu Personen zu, die einen schweren GHBEntzug durchmachen.
Zusätzliche Informationen sind auf der Website von Tox Info Suisse zu finden (toxinfo.ch).
Weitere Auskünfte: Dr.med. Hugo Kupferschmidt, Direktor
Tox Info Suisse
Freiestrasse 16
8032 Zürich