Schlechtere Arbeitsbedingungen gefährden die Pressefreiheit
(Freiburg) Die heute vom BAKOM veröffentlichte Studie (Puppis et al., 2014) der Universität Freiburg belegt, dass der Druck auf die Arbeitsbedingungen die Berichterstattungsfreiheit einschränkt. Gut 1000 Journalistinnen und Journalisten von impressum haben sich an der Befragung beteiligt. Die Resultate deuten auch darauf hin, dass andere kommerzielle Interessen die journalistische Unabhängigkeit bedrängen, so der Druck von Werbekunden oder auch Interessen des eigenen Unternehmens.
Der letzte Abschnitt der Studie fasst zusammen: „Die Freiheit der Presse vom Staat wurde hart erkämpft und ist ein wichtiges Gut. Dieses gilt es unbedingt zu bewahren. Aber auch die Abhängigkeit von kommerziellen Interessen stellt eine Gefahr für die Zukunft des Journalismus dar.“ Der Schluss daraus ist, dass eine staatsferne Medienförderung die Unabhängigkeit der Medien fördere, nicht einschränke.
Der Geschäftsführer von impressum, Urs Thalmann, sieht seine Beobachtungen im Journalistenverband bestätigt: „Der erhöhte Produktivitätsdruck führt dazu, dass Journalisten immer weniger Zeit für vertiefte Recherchen haben. Auch die häufigen Restrukturierungen in den Redaktionen führen zu einer grossen Unsicherheit und zu massivem Druck.“ Und: „Dass sich die Arbeitsbedingungen verschlechtern, hängt eng mit dem GAV-losen Zustand der Deutschschweizer und Tessiner Presse zusammen.“ Weiter ergänzt er: „Auch das Ergebnis, dass die Pflege von Netzwerken leidet, besorgt uns. Und wir begrüssen sehr, dass endlich eine wissenschaftliche Studie vorliegt, die sowohl qualitativ als auch quantitativ den Zusammenhang zwischen den Arbeitsbedingungen und der Qualität der Berichterstattung aufzeigt.“
Die Zentralsekretärin Dominique Diserens ergänzt mit Blick auf die Suisse Romande: „Der Gesamtarbeitsvertrag in der Suisse Romande stützt die Arbeitsbedingungen erheblich. Davon profitieren die Unternehmen ebenso wie die Journalistinnen und Journalisten und letztlich die Leserinnen und Leser.“ Sie ergänzt: „Aber auch in der Suisse Romande ist die private Finanzierung der Leitmedien eingebrochen. Der erhöhte wirtschaftliche Druck ist auf Redaktionen klar spürbar.“
Zur Frage der Presseförderung folgert Thalmann: „Staatliche Geldgeber schränken die Pressefreiheit nicht a priori stärker ein als Werbekunden. Das zeigt die Studie deutlich. Die Unabhängigkeit wird am besten gewährleistet, wenn sich die Finanzierung auf verschiedene Quellen abstützt. Eine staatsfern ausgestaltete direkte Presseförderung könnte die Medien von den Werbekunden unabhängiger machen.“
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