FHNW: Wo steht die Digitalisierung im Sozialbereich?
(Olten)(PPS) Der Alltag hat sich für Mitarbeitende in Organisationen im Sozialbereich deutlich verändert. Heute sind sie für ihre Klientel beispielsweise durch das Smartphone ständig erreichbar. Dennoch ist der technologische Fortschritt kleiner als in anderen Branchen. Dies zeigt das Projekt «Bestandsaufnahme Digitalisierung in/von Organisationen im Sozialbereich» der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW und des Vereins sozialinfo.ch.
«Wissen Sie, heute haben alle ein Handy. Und mit alle meine ich auch jene, die es sich nicht leisten können und auch jene, die sich technisch nicht damit auskennen. Ausnahmslos alle sind damit ausgestattet und nutzen es. Und wir kommen nicht mehr drum herum, auf diese Veränderungen zu reagieren», sagt Frau Meier*. Sie arbeitet im Sozialdienst einer Stadt und hat an der Studie «Bestandesaufnahme Digitalisierung in/von Organisationen im Sozialbereich» teilgenommen.
Die Studie zeigt: Das Handy hat die Kommunikation von Organisationen im Sozialbereich mit ihrer Klientel grundlegend verändert. Rund 62 Prozent aller teilnehmenden Institutionen geben an, dass sie die digitalen Angebote aufgrund der veränderten Bedürfnisse angepasst haben. Insbesondere aufgrund der neuen Kommunikationskanäle wie Mail, SMS oder WhatsApp: Heute werden Quittungen mittels Fotos eingereicht oder Fragen per WhatsApp gestellt. Die ständige Erreichbarkeit auf Seiten der Klientel wie auch bei den Organisationen löst die Erwartung einer schnellen Reaktion aus. Und durch das Handy entstehen neue Verschuldungsmöglichkeiten, welche die Mitarbeitenden in Organisationen des Sozialbereichs zunehmend beschäftigen.
Warum ist die Innovation geringer?
Die Resultate zeigen, dass unter Innovation im Feld der Sozialen Arbeit primär die digitale Optimierung oder Ergänzung bestehender Produkte verstanden wird. Die Entwicklung komplett neuer Angebote, Dienstleistungen oder Produkte auf Basis digitaler Technologien ist zwar ebenfalls Thema, jedoch zweitrangig. «Wissen Sie, wir arbeiten immer noch mit Menschen», lauteten Aussagen von Teilnehmenden an der Studie. Dies ist sicherlich ein Hinweis, warum der technologische Fortschritt langsamer verläuft.
Die Studie zeigt ausserdem, dass in der Begleitung von Menschen mit physischer und psychischer Beeinträchtigung und in der Gemeinwesenarbeit digitale Technologien seltener eingesetzt werden. Ganz anders ist dies im Gesundheitsbereich: dieser schätzt sich innovativer ein als der restliche Sozialbereich. Digitale Technologien werden zur Effizienzsteigerung und Automatisierung der Abläufe eingesetzt. Ebenfalls ist es möglich, dass durch den medizinischen Kontext eine Beeinflussung der Haltung zu digitalen Entwicklungen vorliegt.
*fiktiver Name
Innovationen durch Kooperationen
Im Gegensatz zum gewinnorientierten Sektor wird im sozialen Bereich häufig auf Kooperationen gesetzt, um digitale Entwicklungen voranzutreiben. Partnernetzwerke helfen dabei, sich zu koordinieren, auszutauschen, zu unterstützen und geplante Vorhaben umzusetzen. Die Studie zeigt, dass das Konkurrenzdenken im Feld der Sozialen Arbeit geringer ist, da es sich nicht um den freien Markt handelt. Zudem steht im sozialen Bereich weniger Geld zur Verfügung, so dass eigene Innovationen schwieriger zu realisieren sind.
Das Projekt gibt spannende Einblicke zum Einsatz digitaler Technologien bei 100 Organisationen im Sozialbereich in der deutschsprachigen Schweiz. Es zeigt auf, dass die Digitalisierung in aller Munde ist. In der Sozialen Arbeit steht jedoch der Mensch im Mittelpunkt, was sich speziell beim technologischen Fortschritt bemerkbar macht. Auftraggeberin der Studie ist der Verein sozialinfo.ch.
Alle Ergebnisse finden Sie hier:
digitalisierung.sozialinfo.ch/digitalisierung/bestandesaufnahme-2018/
Weitere Auskünfte
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Hochschule für Soziale Arbeit
Sarah Bestgen
Projektleiterin «Bestandsaufnahme Digitalisierung in/von Organisationen im Sozialbereich»
Wissenschaftliche Mitarbeiterin Institut Beratung, Coaching und Sozialmanagement
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sarah.bestgen @ fhnw.ch
Die Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW
Die Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW umfasst neun Hochschulen mit den Fachbereichen Angewandte Psychologie, Architektur, Bau und Geomatik, Gestaltung und Kunst, Life Sciences, Musik, Lehrerinnen- und Lehrerbildung, Soziale Arbeit, Technik und Wirtschaft. Die Campus der FHNW sind in den vier Trägerkantonen Aargau, Basel-Landschaft, Basel-Stadt und Solothurn angesiedelt.
Rund 12'000 Studierende sind an der FHNW immatrikuliert. Rund 800 Dozierende vermitteln in 29 Bachelor- und 17 Master-Studiengängen sowie in zahlreichen Weiterbildungsangeboten praxisnahes und marktorientiertes Wissen. Die Absolventinnen und Absolventen der FHNW sind gesuchte Fachkräfte. Weitere Informationen auf fhnw.ch
Die Hochschule für Soziale Arbeit FHNW
Die Hochschule für Soziale Arbeit FHNW mit Standorten in Basel und Olten ist lokal und regional verankert, international vernetzt und in ihren Leistungen in Aus- und Weiterbildung, Forschung und Dienstleistung breit anerkannt. In ihrem Forschungs- und Entwicklungsschwerpunkt «Soziale Innovation» analysiert, initiiert und begleitet sie Innovationsprozesse in Kooperation und im Austausch mit der Praxis. Sie fördert damit die Professionalisierung der Sozialen Arbeit und trägt massgeblich zum Verständnis und zur innovativen Bearbeitung sozialer Probleme und gesellschaftlicher Herausforderungen bei.
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