Eine antike arabische Waffe oder ein Schwert von höchster historischer Bedeutsamkeit?

Eine antike arabische Waffe oder ein Schwert von höchster historischer Bedeutsamkeit?
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Sonja Troicher, Bern

(Schweiz, Bern) Ein Schwert in einer privaten Kunstsammlung in der Schweiz wurde ursprünglich als eine aus dem Mittelalter stammende Kopie von Mohammeds Schwert „Dulfaqar“ eingeschätzt. Nun mehren sich aber Indizien, dass dieses Schwert ausserordentlich viel bedeutsamer sein könnte.

Im Ausstellungskatalog des Historischen Museum von Trakai, Litauen, von 2007 wurde die Waffe als «Reproduktion des berühmten Schwertes des Propheten Mohammed» bezeichnet. Dies erschien damals höchst plausibel, gab es doch eine arabische Tradition, die berühmten Schwerter des Propheten, unter anderem auch Dulfaqar, zu reproduzieren und von einem Imam konsekrieren zu lassen. Die Nachbildung, so hiess es weiter, sei vermutlich zwischen dem 13ten und 18ten Jahrhundert entstanden.

Zur Geschichte des Schwerts

Nach der Legende nahm Mohammed dieses Schwert, das im Islam als das wichtigste seiner Schwerter gilt, nach der Schlacht von Badr als Kriegsbeute in Besitz. Es gehörte vorher seinem Widersacher Hajjaj von Mekka. Mohammed übergab die Waffe an seinen Schwiegersohn und Cousin Ali ibn Abi Talib. Dieser vererbte Dulfaqar seinerseits weiter an seine Söhne Hassan und Hussein. Allerdings verliert sich die Spur der Waffe im Lauf der Jahrhunderte; sie galt bald als verschollen. Unter Shiiten, als deren Begründer Ali gilt, herrscht der Glaube, dass die Wiederkunft von Dulfaqar das Ende der Zeiten einleitet.

Provenienz

Im Jahr 2006 erwarb ein heute in der Schweiz wohnhafter privater Sammler, der zum jetzigen Zeitpunkt seinen Namen nicht in den Medien sehen möchte, das Schwert 2006 von einem Bürger Bahrains. Der Verkäufer war nach dem Krieg zwischen Iraq und Kuwait in die USA emigriert. Allerdings litt er an erheblichen gesundheitlichen Problemen und reiste deshalb für einen Sanatoriumsaufenthalt nach Litauen. Allerdings sah er sich genötigt, das Schwert zur Deckung seiner Genesungskosten zu veräussern. Beim Verkauf bestand er darauf, dass die Waffe von Nicht-Muslimen nur mit Handschuhen berührt werden dürfe, da es sich, so der Verkäufer, um einen religiös äusserst bedeutsamen Artefakt handle.

Nach der Ausstellung in Trakai im Jahr 2007 kam das Schwert zuerst in ein Lagerhaus in Holland, bevor es der Sammler 2015 in die Schweiz brachte.

Analysen und Expertisen

Bei einer näheren Begutachtung im April letzten Jahres erweckten die Inskriptionen auf der Klinge jedoch die Neugier des Besitzers. Nachforschungen unter anderem durch Museumskurartoren in den Arabischen Emiraten, ergaben mehrere faszinierende Gesichtspunkte, die nahelegten, es könnte sich hier um mehr als nur eine Kopie, sondern tatsächlich um das echte Schwert Dulfaqar handeln. Es gilt als eine der wichtigsten Waffen aus jener Zeit, und die charakteristische Doppelklinge findet sich in vielen islamischen Darstellungen auf Flaggen, in Heraldik, sowie in Dokumenten und Manuskripten.

Eine Reihe von Indizien lassen es als äusserst plausibel erscheinen, dass es sich bei diesem Schwert wirklich um den originalen Dulfaqar handeln könnte.

Das Original wie auch insgesamt vier weitere Schwerter mit demselben Namen gehen auf indische Waffenmanufakturen zurück. Eine Untersuchung durch eine Schweizer Spezialfirma bestätigt, dass das Schwert tatsächlich auf das sechste und siebte Jahrhundert datiert werden kann, im Unterschied zu den erwähnten anderen Schwertern mit dem Namen Dulfaqar.

Ebenfalls ist belegt, dass dieses Schwert aus sogenanntem Wootz-Stahl gefertigt ist, der im Unterschied zu Damaszener Stahl nicht geschmiedet, sondern in einer spezialisierten Legierung gegossen wird. Inder waren weitherum bekannt für diesen ausserordentlich hochwertigem Stahl, und ihre Schwerter, die sogenannten „Talwar“, waren während Jahrhunderten äusserst begehrt, sie wurden gar in Gold aufgewogen. Sie kamen in kriegerischen Auseinandersetzungen im Raum Indien, Afghanistan, Persien und dem türkischen und arabischen Raum zum Einsatz, und wurden oft ohne Scheide an einem umgehängten Gurt getragen, so auch im 6. und 7. Jahrhundert, also zur Zeit der Kriege, die Mohammed führte.

Es scheint als sehr wahrscheinlich, dass das Schwert ebenfalls ohne Scheide an einem umgehängten Ledergurt getragen wurde. Es muss in kriegerischen Auseinandersetzungen zum Einsatz gekommen sein, was sich anhand von insgesamt 180 Scharten in der Schneide zweifelsfrei nachweisen lässt.

Die Klinge, die anfänglich die Aufmerksamkeit des Sammlers auf sich gezogen hatte, trägt verschiedene Inschriften. Alle Namen der wichtigen Gründerpersönlichkeiten des Islam sind auf dem Schwert eingraviert, d.h. Mohammed, seine Tochter Fatima, ihr Mann und Mohammeds Schwiegersohn Ali und dessen Söhne Hasan und Hussein. Zudem erscheint der Name des Schwerts, Dulfaqar, fünf Mal auf der Klinge. Das ist insbesondere bedeutsam, denn der Islam ist auf fünf Säulen gegründet, weshalb fünf als heilige Zahl gilt.

Von ebenso grosser Bedeutung ist, dass die Inschriften nur zu 40% Arabisch sind, aber zu je 30% turkische und persische Sprachelementen enthalten. Diese Sprachform war gemäss eingeholter Expertisen von namhaften Spezialisten in jener geographischen Region vor dem 7ten Jahrhundert verbreitet, also zu Beginn der Verbreitung des Islam. Die durchgehende Verwendung von Arabisch etablierte sich erst mit dem Islam auf der gesamten arabischen Halbinsel, historisch also zu einem eher späteren Zeitpunkt.

Bekannt ist auch, dass Mohammed Prunk abgeneigt war. Während damals viele antike Schwerter aus der Region mit Gold verzierte Griffe hatten, ist dieser Dulfaqar im Vergleich sehr schlicht gehalten: der Griff ist lediglich verziert mit einer Lotosblume, in Silber ziseliert.

Dieses, aber auch mehrere der erwähnten Indizien sind auch in der biographischen und historischen Literatur zu jener Zeit erwähnt und untermauern die Ergebnisse der Expertenmeinungen aus den verschiedensten Fachrichtungen, die der Sammler konsultiert hat, und deren Fachkenntnisse in die Analyse eingeflossen.

Fazit

Ein endgültiger Beweis, dass es sich bei diesem Schwert um Dulfaqar, der wichtigsten Waffe Mohammeds, handelt, ist natürlich schwierig zu erbringen. Aber die vorliegenden Indizien, d.h. die Form der Klinge, die Datierung des Metalls, die belegte Herkunft und die Eigenheiten des Stahls, die Gravuren mit den Namen der Gründerpersönlichkeiten des Islam, die linguistischen Eigenheiten der Inschriften, sowie die klaren Parallelen zur Geschichte und Biographie Mohammeds und seiner Nachkommen, sind nicht von der Hand zu weisen. Es ist dem heutigen Besitzer ein grosses Anliegen, Dulfaqar der Öffentlichkeit, einem allgemeinen und dem Fachpublikum zugänglich zu machen, damit sich Interessierte ihre eigene Meinung bilden können.

Pressekontakt: 

Frau Sonja Troicher
Schlossstrasse 133
3008 Bern

goodhour @ hotmail.com
+41 78 213 97 70

(Arbeitet im Auftrag des vorläufig anoym bleiben wollenden Besitzers der antiken Waffe)